Hauptteil
Basis des römischen Meilensteins aus Rabland im Vinschgau
Konglomeratgestein
16.-19. Jahrhundert
Basis des römischen Meilensteins aus Rabland
Die kubische Basis trägt an zwei gegenüberliegenden Seiten schlecht lesbare Inschriften, die sich im Schriftbild unterscheiden. An der Oberseite befindet sich der kreisrunde Mörtelabdruck des einst aufgesetzten Meilensteins.
Der Meilenstein des Kaisers Claudius
Der Meilenstein und die lateinische Inschrift
Der Meilenstein des Kaisers Claudius ist eines der bedeutendsten Denkmäler Südtirols aus der Römerzeit. Aus der lateinischen Inschrift geht hervor, dass Claudius – er regierte 41-54 n. Chr. - im Jahre 46 n. Chr. die bereits von seinem Vater Drusus vom Po zur Donau angelegte Straße via Claudia Augusta ausbessern und befestigen ließ. Die ansehnlichen Maße (Durchmesser 70 cm), das ausgewählte Steinmaterial – kristalliner Marmor, vermutlich aus dem Vinschgau – und das feierliche Textformular, das auch den früh verstorbenen Vater des Kaisers nennt, unterstreichen die Bedeutung des Meilensteins als Denkmal der kaiserlichen Straßenpolitik.
M. Ausserhofer, Die römischen Meilensteine in Südtirol, 1976
Die Übersetzung lautet (nach Ausserhofer, 1976):
“Tiberius Claudius, Cäsar, Augustus Germanicus, Oberpriester, zum 6. Mal Inhaber der tribunizischen Gewalt, zum 4. Mal designierter Konsul, zum 11. Mal Oberfeldherr, Vater des Vaterlandes, befestigte die via Claudia Augusta, die sein Vater Drusus nach kriegerischer Erschliessung der Alpen angelegt hatte, vom Flusse Po zum Donaustrom auf einer Länge von CCCL (350) Meilen“.
Eine bewegte Geschichte
Der Stein hat eine bewegte Geschichte, die auch eng mit der des Stadtmuseums.
verbunden ist: 1552 in Rabland (Untervinschgau) gefunden, kam er 1570 nach Bozen ins Schloss Maretsch und 1868 von dort in den Park des Palais
Toggenburg. Im Umfeld der Italienisierungspolitik unter dem faschistischen Regime wurde der Römerstein 1933 von Graf Friedrich Toggenburg dem Stadtmuseum Bozen übergeben, wo er bald einen bedeutenden Standort mit kulturpolitisch präziser Aussage bekommen sollte – gedeutet nicht nur als archäologisches Dokument, sondern wohl auch als besonders wichtiger Zeuge der romanità Südtirols. Direktor Wart Arslan ließ ihn zentral im Foyer des Museums aufstellen, genau an der Stelle, wo seit 1905 der Palmesel des in Brixen tätigen, spätgotischen Bildschnitzers Hans Klocker stand.
Das Foyer vor dem Umbau 1936-1937
Literatur:
Maria Ausserhofer, Die römischen Meilensteine in Südtirol, in: Der Schlern 50 (1976), S. 3-34, bes. 12ff.
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Das Lapidarium des Stadtmuseums