Hauptteil
24. Februar 1945, Bahnhofsstation Erlangen, Bayern: Der Bozner Josef Mayr-Nusser stirbt im Zug nach Dachau an den Strapazen, die er durchmachen musste. In seinen Händen hält er ein kleines Messbuch, einen Rosenkranz und das Evangelium. Das Messbuch steht für seine Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, der Rosenkranz ist Ausdruck einer Kraft, die von weither kommt, das Evangelium die Quelle seiner Überzeugung und seines Mutes.
Einige Wochen vorher: Josef Mayr-Nusser wurde wegen „Wehrmachtzersetzung“ von einem Gericht des Dritten Reiches zum Tode verurteilt. Die ihm zur Last gelegte Schuld: Er hatte sich geweigert, den SS-Eid zu leisten. Josef wurde im Dezember 1910 am Stadtrand des habsburgischen Bozens geboren. Nusser ist der Name eines kleinen Weinhofes. Sein Vater ist im Ersten Weltkrieg gestorben, Josef war Halbwaise. Er hätte gerne studiert, seine Familie aber konnte sich das nicht leisten. Er sammelte sich selbst notwendiges Wissen an und alles, was er brauchte, um seine Lebensumstände besser zu verstehen. Das war kein leichtes Unterfangen in einem Land, das zwei Diktaturen über sich ergehen lassen musste und in dem Vorurteile und Opportunismus vorherrschten.
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Historische Stätten und Objekte